Hier sitze ich nun - auf dem Flughafen Nadi, in dem Land mit nur einem internationalen Airport, dort wo die Gate-Nummern noch einstellig sind. Dort, wo mich der den Reisepass kontrollierende Security-Officer (das sind die, die immer so kritisch gucken und komische Fragen stellen), überfreudig wieder erkannt hat, weil er heut morgen, als ich noch schlief, schon mein Haus besucht hat (und anscheinend hab ich mit ihm mal Kava getrunken und er kennt meinen Freund Nambo). Diese zweite Woche im Paradies würde ich, nach dem ersten "Paradies pur"-Teil, unter das Motto "Kultur pur" stellen. "Du warst nicht wirklich in Fiji, wenn du nicht die Leute in den Häusern getroffen hast", haben sie immer gesagt. Also bin ich mit Nambo durch die Botanik getingelt und hab seine Verwandten und Freunde kennen gelernt. Unglaublich gastfreundlich, dieses Völkchen. Küsschen von alten Tanten auf die Bäckchen, beziehungsweise, ich nenne es "Riechkuss": sie riechen, schnüffeln bzw. küssen (eine Mischung aus beidem) einem zur Begrüßung an der Backe. Da bekommt der Spruch "Die können sich nicht riechen" wieder sinn. Ein bisschen nervig war dieses ständige traditionelle Kava-Getrinke. Kava ist der traditionelle Fiji-Trank, den man auftischt, um Zeit zu verbringen und zu socialisen. Nach ein paar Bechern wird man taub im Kopf und auf der Zunge (also wie flüssiges Bekiffen)... Und es schmeckt (und sieht aus) wie braunes Dreckwasser. Naja, was will man machen, Traditionen :) Die Fijianer sind übelst gastfreundlich, und alles ist sehr informell und locker. Es gibt überall immer reichlich zu essen (Fiji ist sehr reich an coolen Früchten und Essen, zum Beispiel stehen in jedem Garten Mango-, Avocado-, Bananen- und Brotbäume rum - fragt mich nich nach letzterem). Wenn man irgendwo zu Gast ist, wird sich nicht an den Tisch gesetzt, sondern entweder aufn Boden oder wo man halt grad Platz findet. Der Tisch ist meistens ne ausgebreitete Decke aufm Boden. Im schneidersitz auf der Strohmatte rum zu sitzen ist nach ein paar Minuten ganz schön anstrengend - so war ich eine lustige Attraktion für die Tanten ausm Dorf, als ich beim weihnachtsmahl ständig die Positionen gewechselt und Beine gerieben hab. Wundert mich, wie die süßen Fiji-Omas das so lange hinkriegen. Die Einheimischen geben ihren Gästen immer das Gefühl, König zu sein. Ein bisschen komisch fühlt man sich da schon - wenn dir zum Beispiel die Mutter das vierte Hauptgericht serviert, der Vater den Saft nachschenkt und die Tochter mit dem Palmenblatt frische Luft zuwedelt...
Das Wetter war mega interessant: 30°, blauer Himmel, plötzlich 15 Minuten Platzregen, dann wieder blauer Himmel für zwei Stunden, dann wieder 15 Minuten Platzregen. Richtig herrlich, dass man weiß, dass der Regen gleich wieder aufhört.
Natürlich gab es auch so manche Herausforderungen: Wenn man da so abends aufm Boden gebettet liegt und die Kakerlaken einem vor der Nase rumkrabbeln. Oder wenn täglich ab 8 Uhr der Strom und ab 21 Uhr das Wasser abgestellt wird. Oder die generelle Hygiene in den Duschen.. das Leben fühlt sich eher wie Zelten an. Reisen verändert.
Als ich noch in Sydney war, hab ich auf der Karte von Fiji ein Dorf namens "Sandro" entdeckt. Wie fett ist das denn, ein Ort, der so heißt wie du? :-) Als Nambo einmal beschäftigt war, hab ich mich allein aufgemacht, es zu finden. War nicht ganz einfach, denn eigentlich wusste niemand von dessen Existenz. Nach ein paar Stunden mit Bussen, laufen, rumfragen, Taxis hab ich's dann irgendwie gefunden (war in der Pampa..) und mich gleich zum Dorfhäuptling durchgefragt. Der wirkte ziemlich gelangweilt und konnte kein englisch. Mit meinen geringen Fijikenntnissen war die Konversation dann natürlich nach wenigen Minuten ausgelutscht. Dabei war ich anscheinend der erste Besucher in dem Dorf seit Jahren. Hab mich dann mit ein paar rumstreunenden Kindern angefreundet, die mir stolz ihr Dorf präsentiert haben - als ich ging, war wieder dieses komische Gefühl da, neugewonnene "Freunde" wohl nie wieder zu sehen. Ciao Sandro - Reisen prägt.
Insgesamt ist Fiji eine andere Welt. Traumhafte Pazifikstrände auf der einen Seite und herzlichste Menschen auf der anderen. Lebens- und Bauweise exakt wie in Südafrika, aber viel mehr natürliche Ressourcen und dadurch mehr Entwicklungspotential. Nur die Einstellung der "Fiji Zeit" (das ist, keine Pläne zu machen und hundert Prozent im Jetzt zu leben) hält die Entwicklung ein bisschen zurück. Was will man lieber - entspanntes und unstressiges Leben oder Fortschritt? Gibt's nen Kompromiss?
Neue Bilder gibt's bald...
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24.02.2011: Zurück in Deutschland.
07.02.: Zurück aus dem Outback. 5000 km in 10 Tagen - was für ein Roadtrip.26.01.: Mit dem Campervan auf der Great Ocean Road unterwegs...
31.12.: Endlich nen eigenes Surfboard. Juhu!
29.12.: Zurueck in Sydney.
19.12.: 12 Stunden Zeitverschiebung. Einfacher zu rechnen :-)
18.12.: Gut in Fiji angekommen. Mit netten Leuten auf ner einsamen Insel. Wie im Film.
12.12.: Aufgrund von Wellenmangel nach Surfers Paradise weitergefahren. Hier auch keine Wellen. Grmbl.
10.12.: In Noosa. Die Sonne ist zurück. All about surfing.
03.12.: Back. Verregnet. Wurde beim Tauchen von einem Hai umkreist. Cool.
29.11.: 3 Tage Segeln um die Whitsunday Islands. Catch ya later!
28.11.: Hab heute vom Reisebus aus Kamele im Sonnenuntergang gesichtet. Afrika?
17.11.: Nun obdachlos und von nun an mit dem unterwegs, was in den Rucksack auf den Ruecken passt.
06.11.: Klausurenphase. Campen in der Bibliothek.
31.10.: Ab jetzt 10 Stunden Zeitverschiebung.
Dienstag, 28. Dezember 2010
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1 Kommentar:
hey Sandro, hab deinen Blog entdeckt. In den Ferien werde ich Zeit haben deine traumhaften, fernwehverursachenden Geschichten zu lesen. jy rock broer ;)
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