In den letzten 2 Wochen habe ich einiges gelernt. Zum Beispiel die einfache Wahrheit: Benutze dein Autodach NIEMALS als Ablage! Ich hab es am Samstag, als wir um 4 in der früh zur 1700km langen Heimfahrt antraten, leider getan. In Windhoek an der Tankstelle. Mein Bauchgürtel mit Kredit- und EC-Karte, Führerschein, Ausweise und ner Menge Bargeld. Und einsteigen und voller Zuversicht losfahren, bei Sonnenuntergang in Südafrika zu sein. 50 km hinter Windhoek der komische Gedanke "Wo ist eigentlich mein Bauchgürtel?". Und wieder zurück durch die Wüste in die Hauptstadt. Meine Hoffnung war am Boden. Jeder Fußgänger hätte ihn aufheben können. Irgendwo auf der Straße lag er dann. Überfahren. Offen. Die Scheine schauten noch raus. Aber es fehlte nichts. Einmal "JESUS" durch die dunklen Straßen Windhuks schreien. Aus tiefstem Herzen.
Außerdem: Namibia ist ein einsames Land. Und hat fast nur Schotter-, Geröll- oder Sandstraßen, auf denen man sich wie ein Rallyefahrer fühlt. Wir fuhren 4500 km bei Linksverkehr durch die Landschaft und sahen nicht viel: Wüste. Karges Land. Dünen. Steine. Sträucher. Zwischen zwei Dörfern (die rund 200 km auseinander liegen) mal ein einsamer Fahrradfahrer oder Fußgänger. Dafür wurden wir entschädigt: Die Ziele, die wir ansteuerten, waren atemberaubend. Klar, warum die so versteckt und schwer erreichbar sind. Die blutroten Dünen sind wirklich so blutrot wie auf den Bildern. Einmal hat mich ein Strauß warnend angegrunzt, als ich morgens um 6 durch die Wüste zu einer Trockenpfanne gehiked bin. Nur ich und er, Auge in Auge. Es war, als wäre mein Leben auf diesen Moment hinverlaufen ;-) Dann die grasenden Springböcke vor den hohen Dünen. Namibia ist ein Traum für jeden Fotografen! Sossusvlei, da sieht's aus wie auf dem Mars. Mein Herz kann das alles gar nicht fassen. Eine 300-m-Düne erklimmen und von oben runterkullern!
Zum zweitgrößten Canyon der Welt fahren. Du stehst davor und raffst es nicht. Es ist, als stünde man vor einem großen Bild. Der Kopf kann nicht einordnen, was er da sieht. Es ist hoffnungslos, also hilft nur genießen.
Einmal hat es uns in die Kalahari verschlagen. Drei Tage und zwei Nächte durch die Steinwüste hiken, über hausgroße Felsen klettern, in der sengenden Hitze im Fluss nackte Abkühlung suchen, den Hut befeuchten, um die nächsten Kilometer bewältigen zu können. Proviant für drei Tage mitschleppen, abends ein Festessen im Mondschein abhalten. Bei Sonnenaufgang aufbrechen. Den Giraffenspuren durchs ausgetrocknete Flussbett folgen. Die unfassbare Schönheit des Lebensfeindlichen vom Berg aus in sich aufsaugen. Ich lebte. Den letzten Tag, der für 6,5 Stunden veranschlagt war, mit strammem preußischem Fußmarsch in 2,5 Stunden runterruppen (Kerle brauchen ab und zu Mal was, um sich auf die Schultern zu kloppen).
Dann in die deutsche Stadt fahren. Fachwerkhäuser bewundern. Sonnenuntergang überm Meer. Hai-Steak auf deutsch bestellen, auf der Straße schwäbelnde Leute. Auf die 200ccm-Quadbikes schwingen und mitten durch die Wüste heizen, Anlauf nehmen und über Dünen springen, mit 100 km/h die Dünen hoch und runter, neue Reifenspuren in den Sand graben. Ich glaub ich träume. Dieser Tag war (wie übrigens schon so viele andere) der BESTE!. Sandboarden - mit Snowboards die Dünen runterheizen. Schlittenfahren im Sand. Mit geschlossenen Augen war's wie auf feinstem Pulverschnee!
Dann noch die Straße. Bis zum Horizont. Mal freundlicher Teer, mal roter Sand, ein anderes Mal unfreundlicher Schotter. In den Sonnenuntergang fahren. Mit einem guten Freund das Leben bequatschen.
Afrika hat was. You can't describe it, you can only truly feel it...