Wer kennt ihn nicht - den Mythos des hart arbeitenden Studenten, von morgens um Neun bis abends um Neun in der Uni, 27 einhalb Minuten Mensa-Mittagspause, in denen Spaghetti mit milchgestreckter Tomatensauce verzehrt werden, nach der heimischen Rückkehr das Mensaessen als Instant-Mikrowellenversion in selbiger aufheizend, den fünfunddreißigsten Kaffee genießend den Tag bei einer guten amerikanischen Randgruppen-Serie ausklingen lassend? Sein Zimmer misst satte achteinhalb, die Küche eineinhalb Quadratmeter und von seinen Mitbewohnern kennt er nur die Farbe des Geschirrs. Durch ausgeklügelte statistische Zählungen des nach oben- und untengeklappten Toilettendeckels hat er empirisch zumindest den prozentualen Anteil der weiblichen Mitbewohner herausgefunden und Hobbies gab es zuletzt als Kind. Das Gefühl von Freiheit hat er zuletzt nach dem Abi gespürt und den Traum vom erfüllenden Leben auf "nach Doktorarbeit" vertagt. Leute kennen lernen funktioniert bei dieser Gattung längst nur noch über die Frage "Was studierst du?" und "Wie lang schon?" ... Dass die Zeit vergeht, merkt er nur noch am dünner werdenden Abreißkalender, die Außentemperatur erfährt er von wetter.de.
Bevor das Szenario ausartet: Es gibt Tage, da merkt man, wie gut es einem geht. Wer will schon gern solch ein flaches Leben
fristen, in einer
Studentenbude hausen, WG-
Kollegen haben? Wäre es nicht weitaus schöner, sein Leben zu
lieben, in einem
Lebens-Raum zu wohnen und seine WG-
Freunde zu genießen?
Ich vermute, dass einem das Abrutschen in jede Art grauen Alltags genausowenig bewusst ist wie die gegenteilige Entwicklung des Lebens auf die Wolken des Glücks. Nur wenn man von seiner Position auf die jeweils gegenteilige schaut, geht einem kurz das Licht auf: "Alter, dein Leben!".
Fazit: Ein Hoch auf meine Mitbewohner (und alle, die wahre Mitbewohner sind) :-)