latest news

24.02.2011: Zurück in Deutschland.
07.02.: Zurück aus dem Outback. 5000 km in 10 Tagen - was für ein Roadtrip.
26.01.: Mit dem Campervan auf der Great Ocean Road unterwegs...
31.12.: Endlich nen eigenes Surfboard. Juhu!
29.12.: Zurueck in Sydney.
19.12.: 12 Stunden Zeitverschiebung. Einfacher zu rechnen :-)
18.12.: Gut in Fiji angekommen. Mit netten Leuten auf ner einsamen Insel. Wie im Film.
12.12.: Aufgrund von Wellenmangel nach Surfers Paradise weitergefahren. Hier auch keine Wellen. Grmbl.
10.12.: In Noosa. Die Sonne ist zurück. All about surfing.
03.12.: Back. Verregnet. Wurde beim Tauchen von einem Hai umkreist. Cool.
29.11.: 3 Tage Segeln um die Whitsunday Islands. Catch ya later!
28.11.: Hab heute vom Reisebus aus Kamele im Sonnenuntergang gesichtet. Afrika?
17.11.: Nun obdachlos und von nun an mit dem unterwegs, was in den Rucksack auf den Ruecken passt.
06.11.: Klausurenphase. Campen in der Bibliothek.
31.10.: Ab jetzt 10 Stunden Zeitverschiebung.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

wieder mobil

Habe mir heute ein neues Handy und neue Simkarte erstanden. Sie Simkarte hat nichtmal 80 Eurocent gekostet, das ist doch krass, oder? (finde es immer wieder faszinierend..).

+27710151355

..das ist meine neue Nummer, wen auch immer das jetzt interessiert :)

Bin gerade mit dem Taxi von der Waterfront in mein Backpacker gefahren und habe Lichter bis zum Horizont gesehen. Mann, diese Stadt muss riesig sein. Und schön war das, die Küste lässt die Lichter in einem leichten Bogen mit mildem Schwung in Form einer Colaflasche nach links gleiten. Einfach herrlich.

Außerdem hat Deutschland die Uhr umgestellt. Jetzt war es grad bei mir schon Donnerstag, während ihr euch noch im Mittwoch suhltet. Sachen gibts :)

...ausgeraubt

2 Euro und mein Handy... damit sind sie davon gekommen. Gestern habe ich noch rumgescherzt, nicht ausgeraubt worden zu sein, und heute passiert es mir, unglaublich. Zum Glück war ich vorbereitet: Statt alles Geld im Brustbeutel (wie wir das in Marokko damals noch zu tun pflegten), splittete ich mein Bares am ganzen Koerper auf... und die Kreditkarte war an einem geheimen Ort gut versteckt.

Der ganze Tag war der hammer. Habe begeistert an der Waterfront rumgechillt, eine Bootstour durch den Hafen unternommen, innerlich geschwärmt, wie schön diese Stadt ist (in mir schwebten Vergleiche mit Los Angeles, Manhattan und San Francisco), mir überlegt, was ich denn bloß anstellen könnte, um mal hier wohnen zu können und abenteuerlich die Stadtbusszene ausgecheckt. Auf dem Rückweg habe ich mich unglücklicherweise verlaufen und den Busbahnhof nicht ganz gefunden. Mein Weg führte mich deshalb über den Zug-Bahnhof, eigentlich ein belebter Ort. Es war nicht einmal dämmrig. Zwei junge Burschen, schätzungsweise 19 oder 20, näherten sich mir wie die üblichen Schnorrer und wollten ein paar Cents. Genervt ignorierte ich sie und winkte ab. Bis der eine meine Tasche griff und mich festhielt. Da das eine Grenzüberschreitung (selbst für einen Schnorrer) war, sagt ich ihm "Hey, can you please leave my bag?". Er und sein Freund lallten irgendwas von "Hey, we don`t want to take our knives out. Give me your money!" (auf deutsch: Sie haben mir mit dem Messer gedroht, das sie aber (noch) nicht rausgeholt haben). Da fühlte sich die Situation schon etwas ernster an, besonders weil die Burschen irgendwie Körperkontakt suchten (klar, Passanten liefen vorbei und keiner sollte etwas mitkriegen). Ich leerte meine linke Hosentasche (die mit den 2 Euro und Kassenquittungen), zog die leere Tasche raus und sagte "Ok, I give you all my money!". Seine Antwort war nur "Where is your phone? Give me your phone!" und betatschte mein Bein, wo er es in der Tasche fühlte. Also gut, gab ich ihm das auch noch, sofern er mir mein Leben ließ. Um den Schaden so gering wie möglich zu halten, schaffte ich es, das Handy aus der Tasche zu ziehen und die 5 Euro drin zu lassen x-) Und ich hab gelogen, natürlich waren die 2 Euro nicht mein ganzes Geld, immerhin hatte ich meine VISA-Karte und 20 Euro am Körper und noch was in der Bein- und Hosentasche. Als sie das Handy hatten, waren sie zufrieden und ließen von mir ab. Ich lief weiter und schaute in die Augen einer Passantin, die im gleichen Tempo mit mir auf der anderen Straßenseite lief und verlegen zu Boden schaute, da sie alles beobachtet, aber den Mund gehalten hatte.

Zum Glück hatte ich noch Geld für den Bus. Eine nette Bekanntschaft und 10 Minuten später war ich also in meinem Backpacker, wo mich die neugewonnenen Freunde auffingen und ich mit James chinesisch Essen und in meinem Zimmer ein paar Bier und Most (ja, sie haben hier Most, liebe Schwaben!) zischen konnte.

Alles in allem ist es doch auf der einen Seite ziemlich krass, am hellerlichten Tag auf halb-offener Straße ausgeraubt zu werden... und das am ersten Tag in Kapstadt! Auf der anderen Seite: Ich war vorbereitet, durch das Aufteilen des Geldes am Körper und den Gedanken "Was wäre, wenn...". Ich war gefasst, da ich nicht all mein Geld hingegeben habe und die Stärke besessen hab, sie bezüglich meiner Geldreserven anzulügen. Und ich war gesegnet, denn in meiner Tasche war meine teure Kamera, auf die sie dreißigtausendmillionen Mal schärfer gewesen wären als auf mein olles Handy, wenn sie von deren Existenz gewusst hätten.

In Zukunft gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder den schwarzen Hoodie und die verzogenen Mundwinkel (siehe gestern) oder ich muss für alle Wege ein Taxi nehmen, auch wenn es mich 10 Euro am Tag statt nur 5 (wie der Bus) kostet. Ist doch die sicherere Alternative. Und meine Kreditkarte bleibt zuhause. Bzw. werde morgen schauen, ein südafrikanisches Bankkonto zu eröffnen und mit deren EC-Karte rumzulaufen, die kann man im Diebstahlsfall nicht so missbrauchen wie die deutsche Kreditkarte. Mitdenken.

Praise the Lord!
sandro

Montag, 27. Oktober 2008

arrived in Cape Town

So, frisch angekommen bin ich nun in meinem Backpacker, das im Moment nur vier Bewohner hat, von denen zwei unredselige Deutsche sind, einer viel zu schnell redet und einer gerade diesen Blog updated. Also ist es richtig ruhig hier. Hab ein ganzes 4-Bettzimmer für mich alleine, somit auch 4 Schließfächer und 4 Stahlsafes. Kaffee und Tee ist umsonst, morgen früh gibt es schnieke frische Muffins und das ganze für 9 Euro pro Nacht. Ich glaub ich bleib länger :-)

Habe soeben auch schon meinen ersten Nachtspaziergang durch Kapstadt gemacht. Wurde auch nicht überfallen oder sonstwie ausgeraubt (mit meinem schwarzen Kapuzenpulli und nach unten gezogenen Mundwinkeln seh ich hoffentlich auch nicht zum überfallen einladend aus). Obwohl hier schon komische Vögel rumlaufen, und einmal habe ich beim Laufen einen weiteren Schatten den meinigen verfolgen gesehen und einen kleinen Schrecken bekommen. Bis ich mitbekommen hab, dass ich beim Laufen von zwei Lampen angestrahlt werde und beide Schatten mir gehören :-)

Was ich außerdem schön fand, war den Tafelberg endlich mal in live zu sehen. Den gibts ja wirklich, die Prospekte lügen nicht :-) Da steht also einfach so ein 1000 Meter hoher Felsklops am Strand rum und wartet darauf, erklommen zu werden. Und die Wolken fließen wie ein Tischtuch von oben dran runter, das sah echt mal krass aus. Bin gespannt drauf, mal selbst hochzuklettern.

Und jetzt bin ich müde, eine gute Nacht und Grüße von ganz unten links :-)

Sonntag, 26. Oktober 2008

das war wohl die erste Etappe

Nach ereignisreichen Tagen sitze ich nun hier an meinem letzten Abend auf der Farm bei Kurland bzw. Plettenberg Bay (meine Heimat seit September). Werde morgen früh um halb 9 nach Cape Town aufbrechen, das bedeutet eine knapp neunstündige Busfahrt, die mich sagenhafte 10 Euro gekostet hat :-) Hab in Cape Town ein nettes Backpackerhostel gefunden, das mich für 9,17 € pro Nacht inklusive Frühstück (hoffentlich) wärmstens empfängt.

Die letzten Tage waren nochmal einigermaßen bewegt. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass ich mit allen Kindern irgendeinen speziellen Ausflug hatte, ausgenommen mit den jüngeren Mädels (überall "the smaller ones" genannt). Hab sie also alle in ein Auto gepackt, bin in der Mall dick Süßigkeiten einkaufen gegangen und habe Zeit mit ihnen an einer großen romantischen Lagune (die weltberühmte Keurbooms Lagoon) verbracht. War richtig fett. Wieder ein paar Herzen gewonnen :-)

Am Freitagabend war im Township eine große Talentshow. In drei Rubriken (Gospel, Spiritual Dance, HipHop-Dance) gab es dick Preisgelder zu gewinnen (die wegen dem ungünstigen Rand-Kurs in diesen Tagen nicht so viele Euros wert sind). Da zwei Jurymitglieder ausgefallen sind, bin ich halt mal eingesprungen :-) War recht chaotisch, typisch afrikanisch. Um 19h sollte alles losgehen, der Keyboarder kam erstmal lässig um halb 8 angestapft und begann, sein Zeug aufzubauen. Soundcheck wurde dann gegen 8 gemacht, während die Halle sich langsam füllte. Zwischendurch klappte soundtechnisch gar nix, was dem Publikum aber nichts auszumachen schien :-) Hab da wieder einmal gemerkt, wie groß der Unterschied von Afrika zu Deutschland ist. Und beides hat seinen Reiz :-)

Am Samstag war ich mit den größeren Jungs und Mädels und den Volunteers in einem Hochseilgarten in den Tsitsikamma-Bergen. Kann man sich ungefähr so vorstellen: In einem afrikanischen Wald, in dem Buschschweine, Schlangen und 3-Meter-Farne leben wurden an 10 verschiedenen Bäumen in einer Höhe von 15-30 m Plattformen errichtet und untereinander mit Stahlseilen verbunden. An diesen Stahlseilen rollt/rutscht man dann von Plattform zu Plattform. War schon irgendwie fett (eigentlich ähnlich wie der Flying Fox, weshalb mir das Adrenalin ein bisschen gefehlt hat. Blöder Gewöhnungseffekt...).

Heute war dann wieder der obligatorische Strandsonntag. Das ist so eine Art Tradition, sonntags mit allen Kindern an den Strand zu gehen. War fett wie immer, und heiß, und ich hab wie immer Sonnenbrand. Hat auch einen Vorteil: Ich bin nicht mehr "Der Weiße", sondern "Der Rote" :-)
Der Abschied von den Kids war wirklich schwer. War jetzt acht Wochen hier (doppelt so lang wie vorgesehen) und da sind schon ziemlich tiefe Beziehungen zu einigen der Kids entstanden. Mit der Zeit kriegt man echt die verschiedenen Persönlichkeiten mit und lernt sie mehr als am Anfang kennen und schätzen. Und dann für lange Zeit "Goodbye" zu sagen und nicht zu wissen, was in den nächsten Jahren in deren Leben passiert (Werden sie es schaffen? Werden sie ins alte Leben abrutschen?), ließ mich schon mit den Tränen kämpfen. Aber auch das hab ich irgendwie hinter mich gebracht... das Leben das Leben.

Heut abend war ich noch mit Stefan (einem der Volontäre) im Township, um ein ernstes Wörtchen mit ein paar der großen Jungs zu reden. Läuft halt nicht immer alles glatt im Teenagerleben... Aber auch das war für die Beziehungen untereinander der hammer.

Morgen früh werde ich dann nach Kapstadt aufbrechen, endlich geht die große Reise los. Ich werde die Farm und Kathys bombastisches Essen schon vermissen. Und die neuen Freunde, John-May und Tymon. Und die Tee- oder Cappucchinoabende bei den Volunteers. Aber nicht Dorotheee, das Hausschwein (bush pig) der Farm. Mit der hab ich mich noch nie vertragen :-) Werde wohl abends um 8 oder so hoffentlich im Backpacker ankommen und hab dann ca. drei Wochen eingeplant, um die Stadt zu erkunden und `s Läiben da draußen auzukosten.

Bin außerdem zu müde, um mir dick literaturnobelpreis-
verdächtige Floskeln für diesen Beitrag auszudenken. Bleibt also bei einem normalen "Ich bin hier und lebe noch"-Eintrag. Enough for now.

Damit die Wartezeit nicht so lang wird, kann man sich am Blick vom Tafelberg über Kapstadt schon einmal sattsehen:



tschöööööööööööööööööö :)

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Nachtrag zum Skydive

Der Gitarrist von Steven Gediegen, den ich geehrterweise Freund nennen darf, machte mich auf folgende schockierende Ähnlichkeit aufmerksam:



aaahhhh bin ich tatsächlich mit Chuck Norris ausm Flugzeug gesprungen? Das würde erklären, warum wir so schnell gefallen sind. Chuck hat den Boden magnetisch angezogen. Wir standen eigentlich in der Luft und die Erde ist auf Chuck zugerast. Wow! Was meinst du? (man beachte die Umfrage rechts unter der Begrüßung)

Bodyboarden

...ist schon `ne feine Sache. Wenn da nicht die Unberechenbarkeit der Wellen wäre. Und Murphys Gesetz. Die Wellen sind nämlich immer gerade dann nicht vorhanden, wenn du auf sie wartest. Entscheidest du dich dann, eine Pause einzulegen, kommen sie natürlich meterhoch. Also besteht eine Session die meiste Zeit aus Warten (die man sich prima mit "Wie kann ich aufm Bodyboard sitzen ohne wegzuflutschen"-Übungen vertreiben kann). Ab und zu kommt dann doch eine Schar Wellen und wenn man ordentlich paddelt und zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, macht es sogar einigermaßen Spaß :-)

Montag, 20. Oktober 2008

Skydiving-Video online!

okok, das ist jetzt wirklich das letzte. Man beachte mein adrenalingetriebenes Gesicht bei Sekunde 16 und die geniale Landschaft :-)

die letzten Worte eines Skydivers

"Das Ding wird schon aufgehen." Nicht lustig übrigens... aber es ist Zeit für ein neues Video (es gab ja so lange keins..). Außerdem ist dieses wie ein kleines Wiedersehen :-) Die letzten Worte und Scherzereien vor dem Besteigen des Flugzeugs, das mich nicht wieder runter bringen sollte. Ich versuche wohl krampfhaft, irgendwas zu überspielen oder so ;-)

Video vom "Flying Fox" online

Habe heute mal, trotz meiner ewig langsamen DSL-Verbindung, das Video von letzter Woche und dem Cableslide-Spaß an der Bloukrans-Bridge auf Youtube geschmissen. Have fun!

Samstag, 18. Oktober 2008

Skydiving

Ich hatte schon immer Hoehenangst. Kann mich erinnern, dass ich als kleiner laufender Meter einmal mit meinen kleinen Patschefäustchen auf den Kopf meines Papas eingetrommelt hab, als dieser mich auf seinen Schultern an der Straße entlang des Dorfflusses mit dem gigantischen Namen "Wassergraben" trug. Mein ganzer Körper war in Panik, ich hatte Magenkrämpfe und krallte meine kleinen Finger panisch in seine Geheimratsecken. Später, mit 19, hatte ich ein ähnliches Erlebnis, als ich in einer Situation versuchte, von dieser Angst loszukommen. Diesmal war es in Frankreich auf einer Hausbootfreizeit und auf den Schultern eines Freundes - stehend (Grüße an dieser Stelle an Michi Schmidt, den Helden!). Nachdem ich Anfang meiner Zwanziger die Erfahrung machen durfte, meine Blase an einem Abhang des Grand Canyon in Arizona hinunter entleeren zu dürfen, dachte ich, weitgehend von Höhenangst befreit zu sein. Vergangenen Dienstag dann, als ich unter der Bloukrans-Bridge rumspaziert bin, fühlte es sich wieder so an, als ob ein kleiner Mann in meinem Kopf strange (sprich: "streinsche") Sachen ins Ohr flüstert und ein weiterer in meinem Bauch Squash spielt. Ein Freund von Jesus Christus hat mal geraten, seiner Angst zu begegnen, um sie zu verjagen (vgl. Jakobus 4,7 - Bibel). Nun, man muss kein Christ sein, um einzusehen, dass das ein kluger Tipp für den Umgang mit Angst ist. Deshalb dachte ich mir diese Woche, die Kinderspielchen sein, das Bungeeseil hängen und den Grand Canyon in Ruhe zu lassen und mal "so richtig auf die Fresse" der Höhenangst zu zeigen, wer hier die Weichen stellt. Ganz nach dem Motto "ganz oder gar nicht" habe ich also beim örtlichen Skydiving-Unternehmen angerufen und gefragt, ob sie einen Sprung am nächsten Tag für mich frei haben. Natürlich, versichert man mir am anderen Ende. Gesagt, getan. Am geplanten Tag hat es leider geregnet, was mir einen Tag Gnadenfrist gab. Nicht nur das, aufgrund des steigenden Wechselkurses Euro/Rand wurde der Sprung sogar 20 Euro billiger (nur wegen so ein paar Aktienschwankungen, die der Holger wohl besser versteht als ich, spar ich so viel Geld). Am Freitag dann, ich erwache bei strahlend blauem Himmel wie gewohnt mit Seeblick und schnatternden Enten (nein, eigentlich hat John-May mich an diesem Morgen wieder einmal viel zu früh aus dem Schlaf gerissen und gefragt, ob ich ihn wieder zur Arbeit fahren kann. Wozu hat man Freunde..). Ein strahlender Tag zum Fallschirmspringen also. Nach ausgedehnter Henkersmahlzeit fahre ich in die Stadt, gebe meinen Mietwagen zurück und zwinge mir noch einen KFC-Burger rein (ich war so aufgeregt, dass mir schon schlecht wurde. Aber der Verstand sagt mir, es sei nicht klug, mit ganz leerem Magen aus einem Flugzeug zu hüpfen). Gekleidet war ich mit einem einer vielen neuen 2 Euro 30 - T-Shirts. Damit der materielle Verlust im Falle eines Absturzes nicht so groß wird. Wer will schon Blut aus `nem teuren 10-Euro-Shirt waschen müssen.. Nicolette, eine Freundin aus dem Township, leistete mir prima Ablenkgesellschaft. Und kompensierte meine Redseligkeit, die bei Aufregung von 100 auf 250 Prozent ansteigt :-)

To cut a very long story short: Es war der hammer. Während des 30-sekündigen Briefings (angekündigt waren 10 Minuten), 20-minütigen Flugs und 5-sekündigen Gekrieche zur offenen Flugzeugtür, die den tosenden Motorlärm unserer Trabbi-Cesna ins Flugzeuginnere einlud, musste ich immer wieder einigen unguten Gefühlen einen Riegel vorschieben. Immerhin gab es keinen Weg zurück. Und ein Mann muss nunmal tun, was er für richtig hält :-) Das war für den Tag das Richtige. Als ich dann angeschnallt mit meinem Tandempartner auf der Radhalterung außen, unter dem Flügel der fliegenden Cesna saß, realisierte ich: "Uh-oh sandro, jetzt zeig mal ob du der Herausforderung wirklich ins Auge schauen kannst...!" Ein kurzer Wink zum Piloten, einen erhobenen Daumen in die Kamera und schon ließen wir uns kopfüber in die Tiefe fallen. WOW. Dieser Fall ist mit nichts zu vergleichen. Anders als ich es mir je vorgestellt habe, anders als vom 10-Meter-Turm zu springen und anders als Trampolinscherze. Flugzeug, Meer, Land, Küste, alles durcheinander. Nach ein paar Sekunden haben wir unseren Fall stabilisiert und lassen uns vom Luftwiderstand die Bäuche streicheln (ich zumindest. Alles was er bekam, war Körperwärme von mir x-) ). Diese halbe Minute war gigantisch. Du siehst unter dir den Ozean, die Küste, das Land, die Wolken. Wind pfeift dir um die Ohren. Du realisierst gar nicht, dass du grad beschleunigst und mit rund 200 km/h auf den Boden zurast. Es ist einfach ein überwältigendes Gefühl von Freiheit und Glücksgefühlen. Du kannst gar nicht mehr aufhören zu schreien. Deine Backen werden nach oben gezogen und legen dein Gesicht in lustige Falten. Du drehst Kreise am Himmel und denkst "Scheiße, is das geil!" (piep piep) Leider Viel zu schnell schreit dir dein Tandempartner ins Ohr "Three - two - one" und öffnet den Fallschirm. Deinen Kopf haltend, gibt es einen mega Ruck nach oben vom Bremsen, der an einer ganz gemeinen Stelle bösartig zwickt. Und plötzlich Stille. Du fühlst dich, als würdest du in der Luft stehen. Die Beine baumeln nach unten. Oben der Fallschirm. Druck auf den Ohren. Eigenartiges Gefühl. Wir brauchen noch etwa 7-10 Minuten, um mit dem Fallschirm zurück zum Boden zu gleiten. Diese wenigen Minuten sind aber mindestens so genial wie der freie Fall. Diese Aussicht auf Afrika und den Ozean, diese Magenumdrehungen in den Kurven, diese Freiheit an den Beinen, dieses Gefühl, durch eine Wolke hindurch zu gleiten - überwältigend. Diese wenigen Minuten kamen mir vor wie Stunden. Nach einer Weile sieht man die kleinen Menschen, die nach oben starrend aussehen wie in GTA1, und fragt sich "Warum zum Geier starren die in den Himmel?, bis man merkt dass sie wohl dich anschauen. Aha. Nach einer letzten Kurve sind wir nur noch 20 m ueber dem Boden. 15. 10. 5. 2. Beine anziehen und aufsetzen. Und stehen. So weich hätte ich mir die Landung nicht vorgestellt.

Mein Partner deutet auf seinen Höhenmesser und sagt "It says "Zero" - you can stop smiling now!". Aber ich kann nicht. Meine Knie zittern und das Adrenalin zieht meine Mundwinkel nach oben. Zu genial diese Erfahrung und das Bewusstsein, der Angst wieder einmal den Stinkefinger gezeigt zu haben. Ob ich jetzt geheilt bin? Ich weiß nicht...


Freitag, 17. Oktober 2008

Nachreichung

Ok, nach einer langen Woche und gestrigen zähen telefonischen Verhandlungen (kenne jetzt eine Menge mehr englische Elektro-Fachwörter :) ) geht nach einer Woche endlich das Internet wieder. Deshalb hier die Foto-Nachreichung.

Wie bereits erwähnt, war ich am Dienstag an der Bloukrans-Bridge, dem Guinness-Buch zufolge die größte Bungeejumping-Brücke der Welt (Google liefert da widersprüchliche Infos):


Dort ist eine Seilbahn drunterweg gespannt. 200 m lang und unter dir geht's über 200 m runter. Phaaaaaaaaaaaaaaatt :-) Das war ein Gaudi......... John-May hat gefilmt, hier ein paar Screenshots:



Vergleiche mal das Brückenbild oben und den letzten Screenshot und such die Stelle, wo ich lauf. Ooooha :-)
Außerdem der vorfreudige Blick beim fertigmachen:


Am Mittwoch bin ich einen Trail gelaufen - Robberg Nature Reserve. Oder geklettert, konnte man manchmal nicht mehr auseinanderhalten. Da außer mir niemand dort war, konnte ich ein paar Stunden Einsamkeit und Ruhe genießen. Und - ich muß sagen - das war der bisher beste Tag meines Südafrikaaufenthalts :-) So eine umwerfende Landschaft, ich dachte zwischenzeitlich, ich sei in Neuseeland... Wilde Robben, die Spaß beim Baden hatten, zerklüftete Felsen, vom Sturm zerstörte Häuser, Sturm und Wellen, Berge im Nebel, der Ozean, riesige Sanddünen, ich glaub ich hab mein Herz wieder :o)

Keine Zeit zum genießen, schließlich leben wir in der Spaßgesellschaft. Und da ich jetzt so viel Chillness hatte, gehe ich heute zum Ausgleich mal skydiven. Um 13:00 werde ich den bisher größten Adrenalinausstoß meiner Zeit erleben. Tandemsprung aus 10000 Fuß, 35 Sekunden freier Fall. aaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh............

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Ich lebe. aaaaaaaahhhhh

Da ich immer noch kein Internet hab und nicht immer bei den Volunteers schnorren will, gibt es heute kein Update, sondern Werbung :-)

Die anderen Volunteers schreiben fleißig Blog und es ist echt lustig, wie jeder die Zeit hier anders erlebt. Waehrend Corinna über Zopfentfernungsschmerzen sinniert, macht sich Robin über die Fleischpreise Gedanken oder andersrum. Auf jeden Fall mal reinschauen:

Robins/Stefans Blog: http://suid-afrika.over-blog.de/
Corinnas Blog: http://corinnasouthafrica.blogspot.com/

Ich für meinen Teil werde heute in der hammer umwerfenden Kuestenlandschaft hier wandern gehen (mal was preisgünstigeres als gestern, wo ich per Seilbahn unter der höchsten Bungeejump-Brücke der Welt rumgefahren bin - Bilder werden nachgereicht).


sandro & Sina

Grüße aus dem Internetcafe!
sandro

PS: War gestern für 1 Euro 20 im Kino, Popcorn gab's für 1 Euro. Billard in der Bar für 17 Pfennig. Unfassbar, oder? :-)

Montag, 13. Oktober 2008

Freiheit und Safari zu Pferd

"Move your horse!", sagte mein Partner, als das Nashorn von hinten ein bisschen zu nah an unsere Pferde ran kam. Erst wollte mein Gaul nicht spuren, aber wie ich das aus meiner wilden Jugend und Horses4Jesus in Erinnerung hab, lässt sich das Problem durch ein paar gezielte Fersentritte recht flott lösen. Außer Reichweite, ließen wir die Zügel hängen, unsere Pferde das saftige Gras fressen und unterhielten uns weiter über Gott und die Welt.

Das war heute um ca. 16:30. Habe eine Safari zu Pferd gemacht. War fett. Der Tag generell war fett. Habe mir für diese Woche ein Mietauto genommen und werde mal die Gegend erkunden... Das ist schon eine ganz andere Art von Freiheit, wenn du einen fahrbaren Untersatz hast und tun und lassen kannst, was du willst. Freiheit. Hab als Beginn dieser Woche erstmal meine finanzielle Freiheit genossen und mir T-Shirts für 2 Euro 50 gekauft. Da ist die Zeit zum anprobieren fast teurer als das Shirt :-)

Nach der Pferdesafari hab ich mich auf die zerklüfteten Felsen gelegt und den Wellen beim Brechen zugeschaut. Chillig. Bin gespannt, was die Woche noch so bringt.

Und sonst so?

Sonntag, 12. Oktober 2008

...Stromausfall, Platzregen und Zivilisation

Ok, schon wieder eine Woche ohne Blogeintrag rumgebracht. Und diesmal war es wirklich nicht meine Schuld :-) Hab seit einiger Zeit kein Internet mehr auf der Farm, auf der ich lebe. Strom fällt auch des öfteren aus. So langsam erfahre ich, dass ich hier deep down in Afrika einfach ein andere Vorstellung von Zivilisationsqualität oder Social Engineering Niveau herrscht. Heute am Sonntag war von Knysna bis Nature's Valley (grob geschätzt ist das ein Küstenstreifen von 60 km Länge) Stromausfall. Angekündigt. Pünktlich um 10 nach 8, kurz nachdem ich mein Toastbrot und Kaffee gemacht hab (eigentlich hatte ich den Stromausfall vergessen, zum Glück war der Toast also schon fertig..), war er weg und kam um halb 10 nachts wieder. Nicht wie angekündigt um 8. Jaja, die Afrikaner ;-) Wer heute Strom hatte, hat ihn von Notstromaggregaten bekommen. Plettenberg war wie ausgestorben, im Supermarkt konnte man zwar einkaufen, aber ohne Licht. Und Eis sowie Kaffee gab's am Nachmittag in der ganzen Stadt nicht. Macht nix, zuhause schmeckt's doch immer noch am besten :-)

Außerdem war ich beschäftigt. Nach dem Platzregen war die Straße zu unserer Farm recht überschwemmt (Schotterstraßen gegen Wassermassen - wer gewinnt?). Wenn ich mit Kathy von der Farm ins Township gefahren bin, musste ab und zu jemand aussteigen und die Planken, die über den ein oder anderen Wassergraben gelegt waren, wieder hinlegen (da die Wassergräben zu reißenden Bächen geworden waren). Hinlegen klingt gut. Stand bis zu den Knien drin und musste mit ansehen, wie sich meine knallhart kalkulierten Plankenabstände durch fortschwimmende Ebendiese in Wohlgefallen auflösten. Und da der VW-Bus auf der Schlamm-Bergauf-Strecke nicht anhalten konnte (Feststeckbleibgefahr), musste ich dann halt mal ne Weile nebenher joggen, bis er wieder in der Lage dazu war. Nass, dreckig, aber glücklich saß ich dann im Auto und der Tag konnte beginnen :-) Und sonst standen Ausflüge mit den Kids auf dem Programm (Wasser-Riesenrutschpark) und sonst hatte ich viele gute Nachmittage mit den Kids. So langsam, wo man sich mal kennt, wird die Sache echt locker und spaßig. Ach, und zu dem Platzregen: Da das Haus auf der Farm das einzige weit und breit ist, konnte man den Blitzen lauschen, die links und rechts neben dem Haus in die Bäume eingeschlagen sind (oder war es ins Haus? Einige Elektrogeräte sind im Eimer, und von dem Krach, den es gemacht hat, könnte es sogar sein). Hab so ein Gewitter jedenfalls noch nicht in Deutschland erlebt. Fett :-)

Ach, und ja, ich bin noch hier. In den Crags. Bei Kurland. Nahe Plettenberg Bay. Eigentlich wollte ich vor fast 2 Wochen schon abgereist sein, jetzt bleibe ich aber noch 2 Wochen. Damit bin ich hier doppelt so lang wie vorgesehen... Ist es nicht toll, frei zu sein? Erinnert mich ein bisschen an die Jever-Werbung, in der sich der Typ rücklinks in den Sand fallen lässt ("kein Stress, keine Termine, ..."). Ich hab ja keine Termine. Außer die Hillsong-Konferenz Mitte November in Kapstadt, wo ich auch Volunteer sein werde. Und das Konzert in Port Elizabeth `ne Woche später. Oops, das klingt schon wieder nach Stress. Aber nein, alles chillig. Freue mich des Lebens! Ich hoffe du auch :-)

Montag, 6. Oktober 2008

Kuhgeburt

Als ich neulich mal wieder Milch auf'm Bauernhof gekauft hab, hab ich live die Geburt einer neuen Kuh mitbekommen. Was ein Erlebnis. Musste mal gesagt werden. Die Mutterkuh war braun, die Kindkuh, und das ist jetzt nicht rassistisch gemeint, war schwarz. Klar, bin ja auch in Afrika :-)

Sonntag, 5. Oktober 2008

special Au-Pair auf dem Campingplatz

Das ewige Rumgechille der letzten Wochen hat vergangene Woche ein taffes Ende gefunden. Nachdem sie gut begonnen hatten (war im Elefantenpark und hab meinen Arm als Rüssel ausgegeben, sodass sie ihn greifen und ihren warmen Atem dran parken konnten; außerdem kamen die neue deutsche Volunteers und wir hatten viel Spaß beim kennenlernen), wurde Mitte der Woche die Hausmutter vom Jungshaus krank. Großherzig (wie gewohnt ;) ) bin ich natürlich eingesprungen und hab bis heute morgen ihren Job übernommen - at least I tried to. Man kann sich das nicht vorstellen und für mich ist es jetzt auch schon wieder ganz weit weg, aber diese 4 Tage fühlen sich an, als hätten sie schon wieder meine komplette Persönlichkeit beeinflusst. Ich hab über den Daumen gepeilt 30 tausend Millionen Dinge gelernt und Erfahrungen gemacht und - und das ist das, was mich zufrieden stimmt - mein Herz meldet sich endlich zu Wort (wurde ja auch mal Zeit..), lässt mich wieder tiefer fühlen und die Welt anders begreifen.

Das Jungshaus (Mercy-House) ist ein Haus im Township, in dem sieben Jungs im Alter von 6 bis 15 Jahren leben. Sieben Jungs aus verschiedenen Familien, schwierigen Vergangenheiten, kaputten Familien, teilweise missbraucht, HIV-infiziert, post-kriminell, verstört, aber auf jeden Fall verhaltensauffällig. Aber überdies sicher auch "ganz normale" Kinder. Das Haus liegt im Township (Kurland), dessen Bewohner zu 99% Coloureds sind, mit den bereits erwähnten Armuts-, Alkohol- und Kriminalitätsproblemen. Ich stelle fest: Vor ein paar Wochen hatte ich noch ein mulmiges Gefühl, nachts mit dem Auto alleine da durch zu fahren (da waren Gedanken wie "Jetzt bin ich wohl der einzige Weiße im ganzen Township. Gleich stoppt mich jemand und nimmt mich hoch.") - nun wohnte, aß und schlief ich da mitten drin. Das Haus hat kein warmes Wasser, kein Badezimmer, keine Heizung (hier ist Frühling und manchmal kalt!), keine Spiegel, dafür Kakerlaken, ein kaputtes Fenster, zerbeulte Kochtöpfe und einen Gasherd. Insgesamt ein erbärmlicher baulicher Zustand. Vor dem Haus riecht es nach Urin (da die Bewohner sich lieber auf die Türschwelle stellen und Wasser lassen, als 10 Schritte zum Plumpsklo zu gehen - zumindest die 6- und 7-jährigen). Zähne putzen kann man im Gartenwaschbecken neben dem Klo. Für die sieben Kids und mich gibt es insgesamt sieben Betten, fünf Stühle, einen Tisch, vier große Löffel und drei Gabeln. Essen tun wir wochenlang abgelaufene Lebensmittel, die Woolworths freundlicherweise an uns abtritt (mein Papa hat früher dazu immer gesagt: "Das issochnoch gut!"). Die Kids hatten Ferien und ich musste ihnen die Mahlzeiten zubereiten, ihre Streits schlichten, möglichst tagsüber sinnvolle Beschäftigungen überlegen, sie zu Bett bringen, ihre Medizin geben, für sie kochen, war also verantwortlich für ihr Leben und Wohlergehen von morgens um 7 bis abends um 11 (ihre Wachzeiten) sowie nachts (kleine Kinder rennen manchmal schlafwandelnd gegen die Wand, nasenblutender Weise, können nicht schlafen und wollen jeden Tag um 7 aufstehen. Oder schnarchen, wollen nicht zu Bett gehen und streiten sich darum, wer mit wem in einem Bett schlafen muss (es gibt ja eins zu wenig..)). Als Gewürze zum Kochen stand mir folgende unglaubliche Auswahl zur Verfügung: Salz, Zucker und Hühnergewürz. Insgesamt fühlten sich Tage an wie eine Mischung aus Aupair mit speziellem Klientel, Verhaltenstherapeut und Campen. Und das Sahnehäubchen: Zugelassene Sprachen sind Englisch und Afrikaans - und die Kids sprechen untereinander nur afrikaans. Streit schlichten auf englisch - halloo? Ich mit meinem Bröckeles-"I soat it woas frie"-englisch (insider für Michel, Josef und Daniel).

Es war auf der einen Seite einfach nur anstrengend. Du stehst in der Küche, liest die Zubereitungshinweise auf der Braune-Sauce-Packung, hörst wie im Zimmer nebenan gerade einer der kleinen Jungs anfängt zu heulen und den Verursacher zurückzuschlagen, rennst hin und schlichtest, stellst fest, dass jeder der Jungs zwei Freunde und eine Freundin zu Gast hat (zusammenrechnen bitte... das gibt die Anzahl einer Schulklasse und die Geräuschkulisse eines Kindergartens, in dem der Weihnachtsmann mit Süßigkeiten auftaucht). Zurück in der Küche: Tisch decken, während dir der Reis überkocht, Kakerlaken aus dem Wischlappen schütteln, Pläne für eine sinnvolle Abendgestaltung schmieden und bevor du bis drei zählen kannst, wieder im Wohnzimmer zum schlichten und trösten vorbeischauen. Vielleicht die fremden Kids mal raus jagen und drinnen Tränen abwischen. Und noch viel mehr, hat sich einfach hart angefühlt. Aber - DE'IGNIS-Küchenzivildienstzeit sei dank - die Küche war nicht mein größtes Problem. Dieses war eher der ständige Lärm, keine Rückzugsmöglichkeit, die Verantwortung und die neuen Probleme. Die Nerven wurden immer gespannter und selbst nachts hatte ich keine Ruhe. Habe manchmal lange wach gelegen, um die neuen Erfahrungen zu verarbeiten. Einmal meinte der kleine Abongile, um 2:30 morgens schlafwandeln und gegen die Wand rennen zu müssen. Nasenbluten und Verwirrtheit waren die Folge. Er wusste nichtmal mehr meinen Namen. Selbst morgens war er ein wenig verstört, hat apathisch im Zimmer gestanden und geweint. Offensichtlich wurde er die ganze Nacht von Albträumen geplagt. Da hilft nur Geduld, viele Umarmungen und warme Worte in sein Ohr. Manchmal habe ich mir ein Kind geschnappt und für es gebetet, das waren Situationen, in denen mein Herz neu geprägt wurde. Einmal hab ich nachmittags, als alle Kinder draußen am spielen (oder streiten) waren, im Wohnzimmer gesessen und musste einfach kurz Tränen lassen, weil ich in ein paar Sekunden das ganze Ausmaß ihrer Lebenssituation gefühlt hab. Abongile meinte nur "Did you cry?" und ich dachte nur "Ja, aber keine Worte der Welt könnten dir erklären, warum.."

Auf der anderen Seite gab es einfach herzzerreißend schöne und bewegende Momente. Wenn der kleine Bongani nach dem Essen kommt und mit seinem Afrikaans-Englisch: "Thank you Sandru" sagt und dabei das "r" rollt, sodass es dir vor Rührung den Magen umdreht. Oder wenn die kleinen Jungs morgens zu dir ins Bett gekrabbelt kommen, um noch ein wenig Wärme abzuholen. Oder wenn eine Umarmung das schönste Geschenk für einen Sechsjährigen ist, der wahrscheinlich irgendwann an Aids sterben wird. Oder wenn der 14-jährige Jaco, der sonst karg mit Worten ist, nach dem Essen sagt "Man, that was so good, I would ask for a second." ["a second" = Nachschlag]. Kinder haben einfach so tolle Seiten, sind so zum knuddeln und so ein mega Geschenk, wenn man denn welche um sich hat.

Alles in allem habe ich viel im Umgang mit Kindern und ihren Konflikten gelernt, weiß nun, wie man mit geschickten Worten selbst meinen misslungenen Haferbrei schmackhaft macht, weiß die jahrelange Arbeit meiner Eltern viel mehr zu schätzen (ich hab endlich verstanden, warum mein Papa früher meinte: "Hoffentlich fängt bald die Schule wieder an, damit hier mal wieder einen halben Tag Ruhe einkehrt.") und hab wieder mit einer anderen Lebensituation umzugehen gelernt. Alles in allem gibt es aber noch viel Luft nach oben und wenn Gott mir nicht die Kraft gegeben hätte, hätte ich nach dem zweiten Tag einen Burnout bekommen. Praise the Lord :-)

Ich hab jetzt endlich das Gefühl, dass die Zeit hier wirklich Sinn gemacht hat, davor war es eher ein wenig zu chillig oder "normal". Jetzt kann ich gehen und wirklich einen Batzen Charakterschule im Koffer mitnehmen. Werde aber wohl noch diese Woche hierbleiben (damit verlängert sich mein Dasein hier zum zweiten Mal).

Der Abschied fällt mir schon sau schwer, ich merk das, aber wenn mein Herz reisen will, soll man es besser nicht aufhalten... hinter dem Horizont gibt's immer noch ein anderes Land, in dem neue Abenteuer auf mich warten.

aowe,
sandro

Fotowettbewerb

Es gibt da gerade einen Fotowettbewerb einer großen Thüringer Tageszeitung, bei dem das schönste Leser-Urlaubsbild gesucht wird. Eins meiner Bilder (vom wunderschönen Nature's Valley) ist mit der Startnummer 12 dabei und ich hab gut Lust, den Gewinnerbild-Preis (einen monster Bilderrahmen) in meinem Zimmer aufzuhängen :-). Natürlich sind auch andere wunderbare Bilder in der Auswahl, deshalb sei frei, auch für die anderen zu voten oder auch nicht :-)

Link zum Wettbewerb

Link zu meinem Bild

Link zum abstimmen (leere eMail mit Betreff "Urlaubsbild Nr. 12" an urlaub@thueringer-allgemeine.de)

Möge das Bild mit den meisten Connections, äääh das schoenste Bild, gewinnen :-)

Samstag, 4. Oktober 2008

keine Einträge = keine Erfahrungen? Das Gegenteil ist der Fall...

Sorry für die Totenstille hier gerade, das ist ja nicht gerade die feine Art von mir. Hab die letzten Tage im Township gelebt und Hausmama für das Jungshaus gespielt. Stressiger Job, wirklich. Eine Nacht hab ich noch vor mir, dann bin ich tot und um 100000 Erfahrungen reicher. Und hoffe, dann mal wieder updaten zu können :)

so long..
sandro

PS: Zur Überschrift könnte man noch sagen: Die Anzahl der gemachten Erfahrungen verhält sich gerade antiproportional zu der Anzahl der geschriebenen Blogeinträge. Und für die Nichtmathematiker: Je mehr Erfahrungen ich gerade mache, desto weniger Blogeinträge schreibe ich... Und wer nicht so viel denken mag: Keine Blogeinträge bedeuten zu viele Erfahrungen :-)